Dienstag, 2. März 2010

Die Berliner Mauer
städtebauliche und soziokulturelle Entwicklungen
in den Grenzbereichen


appl.morgenpost.de/bm_flash/21_Mauerfall/index2.html


„Die stärksten Brücken werden aus Steinen gefallener Mauern gebaut.“
Andreas Tenzer



Geschichte der Berliner Mauer

Planung der Mauer (1945 - 1961)
Nach 1945, dem Ende des zweiten Weltkrieges, kommt es zur Aufgliederung in die 4 Besatzungszonen durch die USA, die Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich, wobei die Sektoren vorerst durch „imaginäre“ Grenzen getrennt wurden; sichtbar gemacht durch Farbmarkierungen und Pfl öcke. Diese sogenannte Demarkationslinie wurde ab 1946 durch sowjetische Einheiten bewacht und Grenzkontrollen durchgeführt. Nach der Währungsreform 1948 kommt es im darauffolgenden Jahr im sogenannten „Kalten Krieg“ zur Gründung der BRD in der Westzone und kurz darauf zur Gründung der DDR in der Ostzone.
Während im Westen durch den Marshall-Plan die wirtschaftliche1 Situation zu funktionieren scheint, sackt sie bei den Sowjets im Osten zusammen.


Aufgrund ihrer Länge von etwa 45 km war die bewachte Grenze trotzdem schwer zu kontrollieren, wobei die Leute immer wieder Schlupflöcher zur Flucht nutzten und sich illegal zwischen den Zonen bewegten. Außerdem wussten die Ostdeutschen die unterschiedlichen wirtschaftlichen Situationen und die Währungsreform zu ihren Gunsten zu nutzen.
Aus diesen Gründen kommt es daher 1952 zur ersten Schließung der Grenzen, was die erstmalige Errichtung von Zäunen bedeutete. Bereits in diesem Jahr überlegte der damalige Staatsvorsitzende Walter Ulbricht mit der SED eine noch massivere Abriegelung durchzuführen.



Mauerbau (1961/1962)
Diese Überlegungen wurden im Jahre 1961 zur traurigen Realität, wobei über Nacht die komplette Abriegelung der Grenzen zwischen der BRD und der DDR mit Hilfe von 15.000 Einheiten beginnt. Bis dahin fl üchteten Schätzungen zufolge zwischen 2,5 und 3,5 Millionen Menschen vom Osten in den Westen - weg von der Unterdrückung der Kommunisten in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Ab der besagten Nacht folgen die Arbeiten zur Errichtung der vorderen Mauer, wobei auch Straßen- und U-Bahnstationen blockiert werden. Nach und nach beginnt die Länge der Mauer zu wachsen. Vorerstn „nur“ eine, im darauffolgenden Jahr eine zweite - die Hinterlandmauer - wodurch eine Pufferzone mit einer Breite zwischen ca. 40m und 100m entsteht.

Zeit des Mauerbestands (1963 – 1989)
Die Zeit während des 28 jährigen Bestandes der Mauer änderte für die dort lebende Bevölkerung recht wenig. Es wurden zwar teils Passierschein-Regelungen erteilt, welche zumindest beschränkt Besuchsmöglichkeiten ermöglichten, doch von Selbstbestimmung der „Reisenden“ kann keine Rede sein. Ganz im Gegenteil wurden die Grenzen immer noch mehr verschärft und dadurch Fluchtversuche unmöglich gemacht. Im Jahre 1965 werden die beiden ersten Mauergenerationen quasi generalüberholt (3. Mauergeneration). Die vierte und letzte Generation der Mauer begann 1975 mit einer erneuten kompletten Generalüberholung mit 3,60m hohen Betonelementen; die Mauer wie man sie heute von Bildern und Reststücken vor Ort kennt. Zusätzlich errichtete man Beobachtungstürme, alarmgesicherte Stacheldrahtzäune, welche bei Berührung automatisierte Selbstschussanlagen im „Todesstreifen“ auslösten.



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Einer der ehemals 302 Wachtürme entlang des 155 km langen Grenzstreifens. Die Wachtürme dieses Typs waren markanter Ausdruck des Ausbaus der innerdeutschen Grenze zu einem ständig „perfektionierten“ Todesstreifens. Heute sind in Berlin nur noch 3 dieser Türme erhalten.


Mauerfall (1989)

Durch wandelnde politische Verhältnisse und Abkommen einigte man sich am 9. November 1989 zur Aufhebung des Reiseverbotes für die DDR-Bürger, wodurch die Grenzen nach 28-jährigem Bestehen wieder erstmals geöffnet sind. Dies ist der Grundstein für die deutsche Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 und somit der schrittweise Abbau der Kontrollen und der Mauer. Diese wurde nach und nach gründlich entfernt und besteht heute nur noch bruchstückhaft an 34 Stellen, welche vor allem in den touristisch frequentierten Bereichen beliebte Sehenswürdigkeiten darstellen. Ein Jahr später, nämlich der 3. Oktober 1990 gilt als der Tag der deutschen Wiedervereinigung, einem Meilenstein in der folgenden Entwicklung Berlins. Als Erinnerung, wo die damalige Mauer verlaufen ist, wurde am Boden symbolisch eine Kette von Pfl astersteinen angelegt, welche sich vom Rest des Untergrundes optisch abhebt.


Bebauungspolitik in der DDR und der BRD
Nach dem Krieg waren in Berlin mehr als ein Drittel der Wohnungen zerstört und viele Menschen hausten in provisorisch hergerichteten Lauben, Baracken, Kellern oder auf Dachböden. Deshalb wurde während der Nachkriegsjahre vor allem versucht mit den vorhandenen Materialien die große Wohnungsnot zu beseitigen. In den 1950er Jahren wurden von beiden politischen Systemen der BRD und der DDR gewaltige Kraftanstrengungen unternommen um Berlin wieder lebensfähig zu machen.
Aus diesen Gründen stammt heutzutage jede sechste Berliner Wohnung aus der Zeit zwischen 1949 und 1961.

Städtebau in der BRD - Westberlin (Charta von Athen)
- polyzentrisch
- funktionale Gliederung
- hochverdichtete Innenstadt mit geringer Wohnfunktion


Von der Nachkriegszeit bis zu den 1960er Jahren
Durch die Spaltung der Stadt 1949 gab es in West-Berlin von heute auf morgen kein Zentrum mehr. Viele öffentliche Bauten und Verwaltungsgebäude befanden sich jetzt im östlichen Teil und verloren somit an der Zugehörigkeit im Westen. Deshalb war es notwendig ein Ersatzzentrum zu schaffen, welches um den Breitscheidplatz geschaffen wurde und im Europacenter ein neues Wahrzeichen der Stadt fand. In diesem Moment war es vor allem wichtig schnelle und billige Wohnbauten zu errichten, um die während dem Krieg zerstörten Bauten zu ersetzen, wobei sehr hohe Subventionen zur Verfügung standen. Zusätzlich sollte die neue Stadt autogerecht werden. Zur dieser Zeit entstand das Hansaviertel, welches als Musterbeispiel für das neue West-Berlin galt. Es entstand ein neu gegliederter Stadtplan. Der Sozialbau wurde stark gefördert, wodurch zahlreiche Siedlungen in viergeschossigem Zeilenbau mit Abstandsgrün entstanden, wie zum Beispiel Bebauungen auf der „Grünen Wiese“.
Ab den 1960er Jahren gab es einen Maßstabsprung. Es wurden vor allem Großsiedlungen wie die Gropiusstadt, das Märkische Viertel oder das Falkenhagener Feld gebaut. Zusätzlich begann man die historischen Gebäuden zu erneuern und zu sanieren.

Von den 1970er Jahren bis zum Mauerfall
In den 1970er/1980er Jahren war West-Berlin durch eine wirtschaftliche und demographische Stagnierung geprägt. Dies machte sich auch in der Baupolitik bemerkbar. Durch die „Ölkrise“ und die zunehmende Arbeitslosigkeit verloren auch der Städtebau und die Architektur ihren Schwung, wodurch viele Großsiedlungsprojekte aufgegeben wurden. Eines der wichtigsten Themen dieser Zeit war der Umgang mit den alten Mietskasernenstädten; der Frage ob sie abgerissen oder saniert werden sollten. Anfang der 1970er Jahre begann man mit der Sanierung der Mietskasernen. Zugleich wurden auch die ersten Baublocks der Nachkriegszeit errichtet. Die Bereiche Charlottenburg-Klausenerplatz sowie Kreuzberg-Kottbusser Tor wurden saniert.
Allgemein wurden teilweise Abrisse durchgeführt und teilweise kam es zu Neubauten. Wichtig für die städtebauliche Evolution West-Berlins war das „Europäische Jahr für Denkmalschutz“ im Jahre 1975. Ab diesen Zeitpunkt begann man den historischen Stadtkern großteils zu sanieren. Das Hauptziel war vor allem weniger Altbauten abzureißen und mehr Altbauten zu modernisieren, wie es im Gebiet von Kreuzberg-Chamissoplatz der Fall war.
Anfang der 1980er Jahren wurde das Sanierungsprogramm der Altstadt zu Gunsten der Erneuerung der Sozialbauten mehr oder weniger aufgegeben. 1978 wurde die IBA gegründet, eine Sonderbehörde neben der normalen Verwaltung, die ab diesem Zeitpunkt für die Städtebaupolitik verantwortlich wurde. Sie bestand aus zwei Teilen: die Altbau-IBA und die Neubau-IBA. Für den Umbau des Zentrums von West-Berlin wurden Projekte vorgeschlagen, die sich an den historischen Grundriss annäherten. Es wurden aber nur wenige von diesen Projekten wirklich realisiert - darunter die Schließung der Autospange vor dem Europacenter (Brunnenanlage), die Rekonstruktion des Elefantentores des Zoologischen Gartens samt Vorplatz, die Anlage des Los-Angeles-Platzes und die gestalterische Rekonstruktion von Stadtplätzen (Wittenbergplatz, Savignyplatz)


Städtebau in der DDR - Ostberlin (Charta von Moskau)
- monozentrisch
- monumentale Bauweise
- geringe Baudichte und funktionale Mischung in der Innenstadt


Von der Nachkriegszeit bis zu den 1960er Jahren
Mit der Gründung der DDR veränderten sich die Grundbedingungen für Städtebau und Raumplanung in Ost-Berlin. Der ganze Städtebau wurde vom Staat entwickelt, worauf es keine privaten Auftragsgeber mehr gab. Das Vorbild für die Architektur und den Städtebau war vor allem der stalinistische Stil und insbesondere der Moskauer Generalplan von 1935. Allgemein sollte die Stadt kompakter sein, sich auf das Zentrum konzentrieren und Monumental wirken. So zum Beispiel wurde die Allee „Unter den Linden“ historisch rekonstruiert. Die Stalinallee (heutige Karl-Marx-Allee), die im zerstörten Stadtteil des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, bildete die neue Prachtstraße Ost-Berlins mit Stadtplätzen und monumentalen Arbeiterpalästen. Sie sollte die Macht und den Geist des Sozialismus widerspiegeln. Nach dem Tod Stalins veränderte sich die Städtebaupolitik in Richtung eines industrialisierten, wenig urbanen Städtebaus mit schmuckloser, moderner Architektur. Dies beeinfl usste auch den Städtebau in Ost-Berlin. Ab den 1960er Jahren versuchte man ein neues städtebauliches Konzept für das Zentrum zu fi nden. Die Idee eines zentralen Hochhauses als Machtzeichen des Sozialismus war mehrmals vorgeschlagen worden. Schlussendlich wurde der Entwurf von Hermann Henselmann angenommen, der für diesen Zweck den berühmten Fernsehturm am Alexanderplatz plante. Ende der 1960er Jahren wurde die gesamte Anlage des Alexanderplatzes neugestaltet. Der moderne Aufschwung macht sich auch im Siedlungsbau sichtbar. So entstanden mehrere Wohnanlagen wie entlang der Karl-Marx-Allee oder die Hochhäuser auf der Fischerinsel. Bis in die 1960er Jahren hatte der suburbane Raum keinen hohen Stellenwert in der Baupolitik Ost-Berlins. Erst ab den 1970er Jahren wurden große Wohnanlagen wie die Siedlung Fennpfuhl errichtet, die sich allerdings immer noch in der Nähe des Stadtzentrums befanden. Auffallend für die Ost-Berliner Baupolitik war die Vernachlässigung des Historischen Stadtkerns. Die Friedrichstadt wurde zum Beispiel nur teilweise wiederhergestellt.


Von den 1970er Jahren bis zum Mauerfall
Ab den 1970er Jahren sind vor allem eine qualitative Baupolitik im Zentrum und eine quantitative Baupolitik am Stadtrand zu beobachten. Dadurch entstand auch auf einer gewissen Art und Weise eine Gesellschaftliche Trennung der Bevölkerung. Es wurde mehr wert auf das historische Berlin gelegt, welches durch die 750-Jahrfeier Berlins gefördert wurde. Mit der östlichen Leipzigerstraße wurde eine moderne Variante der Stalinallee geschaffen. Das Schauspielhaus von Karl Friedrich Schinkel wurde rekonstruiert, die Rekonstruktion des französischen Doms wurde begonnen, die Wände des Platzes wurden mit Luxusplattenfassaden wieder aufgebaut. Das Nikolaiviertel – der im Krieg weitgehend zerstörte älteste Bereich von Berlin – wurde in freier Form neomittelalterlich rekonstruiert – mit einer touristischen Waterfront. Die berühmten Bauten Schinkels wurden großteils saniert.
Ab Mitte der 1970er Jahren, entstanden Großsiedlungspläne für den Stadtrand, die sogenannten Trabantenstädte, im Gegensatz zur der West-Berliner Baupolitik die zu dieser Zeit den Bau der Großsiedlungen einstellte. In den Trabantenstädten waren die sozialen Klassen gemischt. Marzahn, Hohenschönhausen und Hellersdorf sind solche Städte.

Städtebau nach dem Mauerfall
Im Jahre 1990 wurde Berlin wieder vereint und es ergaben sich logistische Probleme, denn es gab zwei Städte mit eigenen kulturellen, öffentlichen und staatlichen Einrichtungen. Es war sozusagen alles doppelt vorhanden: zwei Bahnhöfe, zwei Justizgebäude, zwei Stadien und so weiter. Weder Architekten noch Raumplaner waren darauf vorbereitet bzw. hat es diese Situation bis dato in dieser Art noch nicht gegeben.
Dass Berlin wieder Sitz der Regierung wird, war keineswegs sicher, was sich jedoch später als Tatsache herausstellte. Die Ernennung Berlins als Hauptstadt Deutschlands brachte bald wieder neuen Schwung in die Architektur. Es gab sehr viele Subventionen, denn das ganze Land war daran interessiert eine repräsentative Hauptstadt zu bekommen.
Die Stadtentwicklung nach dem Fall der Mauer lässt sich grob in drei Perioden teilen: in die Rauschperiode bis 1995, als das Wachstum Berlins grenzenlos zu sein schien, in die Ernüchterungsperiode zwischen 1995 und 2000, als kaum mehr neue Projekte angestoßen wurden, aber heftig um die Orientierung gestritten wurde und in die Stagnationsperiode 2000 bis 2006, als kaum mehr gebaut und auch nicht mehr richtig gestritten wurde. Seit 2006 lassen sich Zeichen eines erneuten Aufschwungs erkennen.
So wurden im Zentrum der Leipziger und der Potsdamer Platz, der Pariser Platz, der Spreebogen, die Spreeinsel und der Alexanderplatz neugestaltet, sämtliche Verkehrsanbindungen neugeplant. Am Stadtrand wurden gewaltige Wohnungsbauten gestartet und die Trabantenstädte erneuert.

Bebauungsstruktur

1953
Trotz der massiven Zerstörungen durch den 2. Weltkrieg kann man nach dem Krieg ein einheitliches Stadtbild von Berlin ablesen. Dies hängt auch damit zusammen, dass die zerbombten Gebäude an der selben Stelle meistens wieder aufgebaut wurden.
1984
Erkennen lässt sich, dass sich hier in den eingezeichneten Bereichen der Mauer keine Bebauung befand, obwohl manchmal auch die Grenze durch ein Haus verlief. Die Bebauung scheint nicht dichter zu sein, aber aufgrund des Wiederaufbaus geordneter. Die unterschiedlichen politischen Systeme brachten auch unterschiedliche Bebauungsstile mit sich.
2007
Die heutige Struktur im Überblick betrachtet zeigt eine sehr verdichtete und geordnete Bauweise im Gegensatz zu der Karte wenige Jahre vor dem Mauerfall. Sichtlich war dieser Abschnitt in Hinsicht bezüglich des Stadtaufbaus viel „ertragreicher“ als jener Abschnitt nach dem Weltkrieg bis zum Fall der Mauer.



Phänomene des Mauerbaus
Bezüglich der zuvor genannte sämtlichen Freifl ächen kann man den Bereich vom Brandenburger Tor Richtung Süden bis zum Potsdamer Platz und von diesem ausgehend Richtung Westen entlang des Tiergartens genauer betrachten. Situation vor dem Mauerbau 1953 war die dortige Bebauung noch relativ unspektakulär und rar. Ganz im Gegenteil, dieser Bereich östlich und südöstlich des Tiergartens sticht durch enorme Freifl ächen in dieser Zeit heraus, welche auf die Unterschiede zwischen historischem Stadtkern und der einstigen Vorstadt hinweisen. Zu dieser Zeit bestand auch noch der Potsdamer Bahnhof, welcher durch die Zerstörungen durch den Krieg jedoch bereits nicht mehr genutzt und in Folge dessen abgerissen wurde. Auch hier entstanden große Freifl ächen, welche sichtlich erst nach dem Mauerfall - gefördert durch die Vereinigungspolitik - wieder sehr stark verdichtet wurden.

Während des Mauerbestandes
Auch die Zeit des Mauerbestandes brachte hier wenig bis keine Bebauung, man kann blockweise sogar von einer Reduktion an Bestand sprechen, da vermutlich Gebäuderuinen beseitigt und die noch zu erhaltenen Gebäude saniert wurden.

Zeit nach dem Mauerfall
Der Bereich vom Potsdamer Platz Richtung Norden zum Brandenburger Tor hin stellt heutzutage einen touristisch hoch frequentierten Bereich dar, welcher durch architektonisch anspruchsvolle Akzente gespickt ist. So etwa stehen hier das Sony-Center am Potsdamer Platz, das Mahnmal der Juden von Peter Eisenman, sowie die daneben angrenzende DZ-Bank von Frank Gehry. Am Potsdamer Platz steht auch noch heute ein Teil der Berliner Mauer als Gedenkstätte. Auch nördlich vom Brandenburger Tor, nämlich am bestehenden Reichstagsgebäude wurde nachträglich noch der architektonisch interessante Kuppelbau installiert. Entlang dieser Achse haben sich auch zahlreiche Ministerien und Botschaften angesiedelt.

Vom Potsdamer Platz Richtung Westen entstand regelrecht ein Kulturforum, welches von der Berliner Philharmonie, der Staatsbibliothek (beide von Hans Scharoun), einigen Museen über die Neuen Nationalgalerien (Mies v.d. Rohe), der Gemäldegalerie bis hin zu einigen Botschaften und einem Wissenschaftszentrum reicht. Diese Konzentration solcher „Gebäudegenres“ auf so engem Bereich innerhalb eines sehr engen Zeitraumes zu errichten
verdeutlicht zusätzlich den Drang nach einer scheinbar verpassten Bebauung, wenn man im Gegensatz dazu die Zeit nach dem 2. Weltkrieg bis zum Mauerfall betrachtet. Dabei wurden sichtlich weltbekannte Architekten beauftragt diesen heutzutage sehr hoch frequentierten Bereich „aufzufüllen“. Offensichtlich wurden also diese Pufferzonen in der Zeit des Bestandes der Mauer im Bezug auf Bebauung bewusst vernachlässigt. Dies stellt das Phänomen der Berliner Mauer schlechthin dar, wobei hier die klare Grenzsituation ein „auseinanderdriften“
der beiden politischen Staaten in der Stadt bescheinigt und weiters das einst einheitliche Stadtbild Berlins zum Zerfall bringt.


Dieses Phänomen der Zweiteilung des Stadtbildes lässt sich auch besonders gut anhand des Bereiches um die Bernauer Straße ablesen, wo die Mauer als eine Achse exakt entlang dieser Straße verlief.

Situation vor dem Mauerbau
Wie aus der Karte von 1953 zu entnehmen ist empfi ndet man die Bebauung in diesem Gebiet als dörfl iche und eher zersplitterte Struktur mit einzelnen kleinen Einheiten im Gegensatz zur Struktur aus dem Jahr 1984. Tatsächlich sind dies jedoch Teilstücke von zerbombten Häusern, welche durch zu diesem Zeitpunkt noch scheinbar nicht wiederaufgebaut sind. Wie bereits zuvor erwähnt war auch hier ein einheitliches Stadtbild mit durchgängiger Bebauung vorhanden. Auch die erhaltenen Verkehrsachsen der Gründerzeiten sind dieser Karte zu entnehmen. Entlang dieser Straßen richtete sich die Bebauung immer wieder bis heute.

Situation während des Mauerbestandes
Die Bebauungsstruktur wirkt hier nicht mehr so kleinteilig, was an dem Wiederaufbau nach dem Weltkrieg liegt. Es wurden eben teils Bauten wieder an den selben Stellen errichtet, wobei infolge der Entstehung der Mauer und der unterschiedlichen politischen Systeme auch verschiedene architektonische Bauweisen angestrebt und realisert wurden.


Die BRD baute im westlichen Stil und schuf moderne Sozialwohnungen in Zeilenbauten während die DDR im sowjetischen Stil Blockrandbebauungen anstrebte. Daher wirkt die Struktur im Westen viel offener und ungeordneter als der östliche Teil, an welchem man recht klar die Facetten der Straßenzüge erkennen kann. Diese Kompaktheit zieht sich in diesem Bereich südlich der Bernauerstraße durch.

Nördlich der Bernauerstraße wohnen vor allem die gering verdienenden Einwanderer aus Ost-Europa und aus dem nahen Osten. In Spandau-Vorstadt (ist nicht Stadtteil Spandau!) wohnen dagegen eher gut ausgebildete Ärzte, Künstler und Anwälte aus ganz Europa. Diese zwei Stadtteile haben auf noch mehreren Ebenen wenig gemeinsam und die sozialen Unterschiede sind hier leider deutlich spürbar. Diese Tatsachen sind auf das Phänomen der sogenannten Gentrifi kation zurückzuführen, welche auch am Kollwitzkiez im südlichen Bereich des Stadtteiles Prenzlauer Berg ihre Spuren hinterlassen hat.

Die Gentrifikation

Definition
- Bauliche Aufwertung (Gebäudesanierungen und Neubauten, Wohnumfeld- u. Infrastrukturverbesserungen),
- Soziale Aufwertung (Zuzug von statushöherer Bevölkerung:
v .a. Besserverdienende, höher Gebildete, z.B. Yuppies, Studierende)
- Funktionale Aufwertung (Ansiedlung neuer Geschäfte u. Dienstleistungen,
qualitative u. quantitative Angebotsausweitung)
- Symbolische Aufwertung („positive“ Kommunikation über die Gebiete, Medienpräsenz, Schaffung von Landmarks, hohe Akzeptanz bei Bewohnern und Besuchern).

Gentrifikation in Berlin
Die Gentrifikation ist ein Phänomen, welches sich in Berlin durch den Bestand der Mauer und dem anschließenden Fall entwickelt hat. Vor der Wende gab es zwei verschiedene Stadtteile in Berlin, die sich aus architektonischer Sicht deutlich unterscheiden.
Dies machte sich im Stadtbild sichtbar. Im Osten befand sich vor allem der historische Stadtkern Berlins. Dieser blieb aber - aus politischen und fi nanziellen Gründen - während all dieser Jahre ziemlich unverändert. Im Westen dagegen, wo der Anteil an historischen Gebäuden viel geringer war, entwickelte sich ein neuer, moderner, repräsentativer Stadtteil (Europacenter).

Situation nach dem Mauerfall
Nach dem Fall der Berliner Mauer wird wieder versucht ein einheitlicheres Erscheinungsbild und eine Zusammenführung des ehemals entstandenen Abstandes wiederherzustellen. Die folgende Verdichtung setzte im Osten aufgrund des höheren Anteils an Freiflächen viel stärker zu. Die Zeilenbauten sind im Westen nicht mehr als solche klar zu erkennen und entwickeln sich Richtung Blockrandbebauung.

Auch die Straßenzüge in der Nord-Süd-Achse scheinen wieder langsam als Einheit zu funktionieren. Konkret angestrebt wird die Vereinheitlichung der Stadtteile durch einen 1999 geschaffenen Masterplan, dem „Planwerk Innenstadt“. Dieses sieht eine Überplanung der Stadt vor mit unter anderem an die Vorkriegszeit angelehnte historisierende Entwürfe. Dies macht sich auch im Bild des Bereiches der Pufferzone (einstiger Mauerbereich) bemerkbar. Hier kommt es aktuell zu einer starken Verdichtung.
Obwohl die Wiedervereinigung aus bebauungsstruktureller Sicht teilweise gelungen scheint, kann man in soziokultureller Hinsicht eine gegensätzliche Entwicklung mit einer Trennung der Gesellschaftsklassen erkennen. Und zwar bildet die Bernauerstraße heutzutage noch eine Abgrenzung, jedoch auf einer nicht sichtbaren Ebene. Es besteht eine soziale Grenze zwischen den beiden Stadtgebieten „Wedding“ im Norden und „Spandau Vorstadt“ (nicht zu verwechseln mit dem Stadtbezirk „Spandau!“).

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands waren die vernachlässigten alten Stadtteile Ost-Berlins aus wohnqualitativer Hinsicht nicht sehr bedeutsam. In diesen Gebieten wohnten vor allem Leute mit geringem Einkommen, sprich die gesellschaftliche Unterschicht, was sich jedoch ab ca. 1995 durch die Neuverordnung der Berliner Stadtpolitik änderte. Diese sah ein großes Sanierung- und Erneuerungsprogramm für diese Stadtteile vor, welches mit hohen Subventionen versehen war. Zahlreiche Investoren fi nanzierten neue Bauprojekte und änderten somit auch das Stadtbild Berlins, wodurch sich auch der soziale Status der Einwohner änderte. Die Mieten wurden immer höher und die ehemaligen Einwohner, die eher der Arbeiterklasse zuzuordnen waren, wurden unterschwellig aus diesen Vierteln „verdrängt“.

Heutzutage intensiviert sich dieses Phänomen immer mehr, wobei die Berliner Baupolitik nur ansatzweise versucht, dies zu verhindern. Vor allem in der Stadtmitte im Bereich „Spandau“ und „Rosenthal“ macht sich der soziale Wandel spürbar. Jetzt leben dort kaum mehr Leute von der unteren Schicht. In diesen Vierteln lässt sich ein sozialer Aufstieg der Gebietsbevölkerung sowohl an der Zunahme von Bewohnern mit Hochschulabschluss, als auch am Anstieg des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens ablesen.

Aber nicht nur die Bevölkerung verändert sich in solchen Gebieten, sondern auch die kommerziellen Einrichtungen. Alte Kneipen verschwinden zugunsten neuen exklusiven Design Bars und anstatt billigen Versorgungsläden erscheinen Biogeschäfte.
Das alles zeigt die „Gentrifikation“ in diesen Gebieten. Die Einwohner, die Einrichtungen, aber auch die Besucher dieser Stadteile ändern sich. Diese Entwicklung - auch „Yuppisierung“ genannt - verursacht eine soziale Trennung, was keine positiven Auswirkungen auf die gesunde Entwicklung der Stadt hat. Die Unzufriedenheit über die entstandenen Situationen
bezüglich der Gentrifi kation bleiben vonseiten der unterschichtigen, „vertriebenen“ Bewohner gegenüber der Stadtregierung nicht verborgen und werden mit zahlreichen Protesten „honoriert“.

Conclusio

Das Beispiel der Mauer mit seinen Auswirkungen auf die Architektur und die soziokulturellen Aspekte zeigt, wie zwei unterschiedliche politische Systeme in einem urbanen Kontext unmittelbar aufeinanderprallen und dadurch das städtische Gesamtbild nachhaltig prägen. Die Analyse über die Entwicklung der verschiedenen Bebauungsstrukturen Berlins von der Nachkriegszeit bis zum heutigen Zeitpunkt hat einige interessante Tatsachen hervorgebracht. Obwohl sich während der gesamten Zeit des Kalten Krieges zwei selbständige und autonome Städte mit eigenen politischen Systemen entwickelt haben waren sie auf einer gewissen Art und Weise doch von einander abhängig. Der Kalte Krieg drückte sich auf physische Weise in der Architektur der beiden politischen Staaten aus. Die Architektur war sozusagen das bestgeeignete Mittel um die Ideologien der beiden politischen Ansichten auf visueller Ebene darzustellen.

Wenn etwas gebaut wurde war es meistens immer ein Gegenpol auf Neubauten der anderen Seite. Wenn zum Beispiel auf Seiten der BDR soziale Wohnbauten, Hochhäuser oder öffentliche Anlagen geplant wurden konnte man davon ausgehen, dass bald auch dasselbe in der DDR passieren würde. Es war eine Art endloser Wettkampf - auch in architektonischer Hinsicht. Man kann also behaupten, dass nicht nur die Mauer als Grenze der Grund war weshalb Berlin zwei verschiedene Stadtbilder zeigte, sondern eher die Tatsache, dass sich zwei verschiedenen Systeme sich bekämpften.
Seit dem Fall der Mauer bemüht man sich vor allem die Unterschiede, die damals durch die Trennung entstanden sind, wie der zu minimieren. Dies wird durch Sanierungen und Neubauten versucht, um dem Berliner Stadtbild wieder ein homogenes und zusammengehöriges Erscheinungsbild zu geben.

Obwohl in den Bereichen, wo früher die Mauer verlaufen ist, sehr viel erneuert und gebaut worden ist, entstehen genau in diesen Teilen der Stadt neue soziologische Probleme wie das Phänomen der „Gentrifi kation“. Vielleicht war man der Meinung, dass der Fall der Mauer alles regeln würde, doch die Entwicklung hat gezeigt, dass die sozialen Unterschiede dennoch geblieben sind und hier ein Gleichgewicht zu schaffen nur sehr schwer möglich ist bzw. durch die aktuelle bebauungspolitischen Vorgehensweisen vorwiegend nicht im Sinne der dort lebenden Gesellschaft gehandelt wird.
Die Zukunft wird den Weg weisen, doch die Nachwehen der Mauer werden wohl noch Jahrzehnte dauern.

http://view.stern.de/de/picture/1466402/Berlin-schwarz-wei%DF-Berliner-Mauer-Ost---West-510x510.jpg

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Westbank

Architektur ist Politik? (Mitch Kapor)
Architektur wir heute im Allgemeinen als apolitische Disziplin gelehrt und praktiziert. Wie gesellschaftspolitisch relevant ist Architektur wirklich? Inwiefern kann Architektur zur Ausübung von Macht verwendet werden? Die israelischen Wohneinheiten auf besetztem Gebiet sind illegal, als Überwachungsapparat haben sie aber militärische Funktion und werden von der Regierung toleriert. Die schwerbewachten Siedlerhäuser in Palästinensergebieten gelten als Symbol jüdischen Machtanspruchs und werden zur Vertreibung und infrastrukturellen und wirtschaftlichen Schwächung der Palästinenser verwendet um sich deren Land anzueignen. Welche Rolle spielt der Architekt und ist es moralisch vertretbar solche Siedlungen zu planen und Architektur als strategische Waffe, welche die Menschenrechte verletzt, einzusetzen? Wird der Architekt indirekt zum Politiker?

Geschichte Israels - Überblick
Die Diaspora beginnt 586 v.Ch mit der Zerstörung des ersten Jerusalemer Tempels und dem Untergang des Reiches Judäa. Die Juden verlassen ihr angestammtes Gebiet und lassen sich in Babylon und Ägypten nieder, wo sie in eigenen Siedlungen mit eigenem Rechtsstatus angesiedelt werden, was bis heute für die jüdische Diaspora charakteristisch bleibt. Unter römischer Herrschaft wird 70 n.Ch der zweite Tempel zerstört und die Ansiedlung von Juden verboten. Kaiser Hadrian nennt das Land Palästina (nach den Philistern), um die Erinnerung an die jüdische Bevölkerung auszulöschen.

Seit 636, unter arabischer Herrschaft, wird Palästina mehrheitlich von Arabern bewohnt. In den 1880ern gibt es aufgrund beginnender Unterdrückung und Verfolgung in Europa die erste jüdische Einwanderungswelle in Palästina, was zu wirtschaftlichem Aufschwung führt. Diese Blüte zieht noch mehr Immigranten aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Konfessionen ins Land. Zu diesem Zeitpunkt heißt die Region noch Palästina, ist aber kein eigenständiges Land.

1897 findet der erste Zionistenkongress statt, wobei erstmals die Forderung nach einem völkerrechtlich legalisierten Judenstaat in Palästin laut wird. Bei der zweiten Einwanderungswelle (1904-1914) spielt der Zionismus bereits eine maßgebliche Rolle. Auf die Bedürfnisse der arabischen Bevölkerung wird dabei kaum eingegangen. Führende Zionisten streben zwar eine Einigung mit den Arabern an, der Umgangston ist aber stark von Kolonialismus geprägt.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs ist die Osmanische Herrschaft beendet; das Mandat für Palästina (heutiges Israel und Jordanien) geht an Großbritannien. Die Verwirklichung der Balfour Deklaration (fordert unter anderem Gründung einer Heimstätte für das jüdische Volk) ist dabei Bedingung. Die britische Mandatsmacht sollte die jüdische Einwanderung ermöglichen, die Einwanderer geschlossen ansiedeln und dies auch auf ehemaligem osmanischem Boden tun, wobei dafür gesorgt werden sollte, dass

„...nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und die religiösen Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und die politische Stellung, deren sich die Juden in irgendeinem anderen Lande erfreuen, präjudizieren könnte.“

Ab 1922 dürfen sich Juden nur noch in Westpalästina ansiedeln (entspricht 22% des britischen Mandatsgebietes), das Gebiet östlich davon wird zu Transjordanien, später mit der Unabhängigkeit zu Jordanien. Westpalästina umfasst das heutige Israel, das Westjordanland und den Gazastreifen.

Der Druck auf die Juden in Europa erhöht sich, infolge dessen wächst die jüdische Bevölkerung in Westpalästina. Anfangs fördert Deutschland die Emigration deutscher Juden nach Palästina. Später verbrüdert sich die NS-Führung mit arabischen Nationalisten mit dem Ziel, einen jüdischen Staat zu verhindern und einen Keil zwischen Araber und Juden zu treiben.

Zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1947 wird der UN-Teilungsplan präsentiert. Um den hebräisch-arabischen Konflikt zu lösen, soll Westpalästina in einen arabischen und einen jüdischen Staat geteilt werden. Die arabische Bevölkerung stemmt sich aus mehreren Gründen gegen den Teilungsplan, unter anderem, weil sie die Präsenz der Juden und deren internationale Legitimation als Provokation empfindet.

1948 wird die Unabhängigkeit des Staates Israel ausgerufen. Noch am Tag der Staatsgründung erklären Ägypten, Saudi-Arabien, Libanon, Syrien, Irak und Jordanien Israel den Krieg, es kommt zum Israelischen Unabhängigkeitskrieg. In dessen Verlauf verlassen viele Araber aufgrund von Flucht oder Vertreibung ihr Land, wodurch ihr Rechtsanspruch auf die Gebiete verloren geht. Der Krieg verschafft Israel Gebietszugewinne. Die laut UN-Teilungsplan palästinensischen Gebiete kommen in der Folge unter jordanische (Westjordanland) und ägyptische (Gazastreifen) Verwaltung.

Eine der Hauptfolgen des Israelischen Unabhängigkeitskrieges ist das palästinensische Flüchtlingsproblem: 726.000 Palästinenser fliehen aus den von Israel besetzten Wohngebieten. Sie kommen in Flüchtlingslager im Libanon, im Westjordanland, in Jordanien, Ägypten und dem Gazastreifen unter, wo sie zum Teil bis heute unter unwürdigen Bedingungen leben. Die arabischen Staaten haben die Flüchtlinge kaum integriert, bis auf Jordanien hat kein Land ihnen Staatsbürgerschaften angeboten. Mit ihren Nachkommen ist die Anzahl der Flüchtlinge bis heute auf ca. 4 Millionen angewachsen. Die sie vertretenden Organisationen fordern für alle ein Recht auf Rückkehr, was Israel verweigert, um die jüdische Mehrheit in Israel zu erhalten. Israel stellt das Problem als freiwillige Auswanderung dar und argumentiert, dass es sich um einen Angriffskrieg gehandelt hat, weshalb es keine Rechtsansprüche für Flüchtlinge und vor allem nicht für deren Nachkommen geben kann.

Arabische Liga
Ägypten, Irak, Transjordanien, Jemen, Libanon, Saudi-Arabien und Syrien schließen zuerst einen Nichtangriffspakt, dann einen Verteidigungspakt gegen Israel. Ziel der Arabischen Liga ist es, die ganze Region zu einer islamisch-sozialistische Nation zusammenzuschließen. In der Folge geht es um die Auslöschung Israels.

1967: Sechs-Tage Krieg
1966 nehmen die arabisch-terroristischen Angriffe in Israel überhand. Ägypten will sich nicht mehr bei der UNO über Israel beklagen, sondern den Zionismus im totalen Krieg auslöschen, Syrien ebenso. Ägypten, Jordanien und Irak kommen dazu, so soll Israel vernichtet werden. Israel startet einen Präventivschlag und kontrolliert in der Folge den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, das Westjordanland, Ostjerusalem und die Golanhöhen. Es folgt ein Waffenstillstand. Der Erwerb von Territorien durch Krieg ist seit Ende des Zweiten Weltkriegs unzulässig (sofern das besetzte Land nicht zustimmt), das heißt, Israel müsste alle besetzten Gebiete zurückgeben. Nach vehementen Forderungen seitens der UNO gibt Israel schließlich die Sinai-Halbinsel an Ägypten zurück, die restlichen besetzten Gebiete allerdings nicht. Wieder fliehen 175.000 Palästinenser. Israel beginnt nach Ende des 6-Tage-Krieges systematisch in besetzten Gebieten (heutiges Palästina) Siedlungen zu bauen. Der bis heute praktizierte Siedlungsbau, auf den wir in unserer Arbeit näher eingehen werden, vertreibt weitere 250.000 Palästinenser aus ihrem Land.

Karthum-Resolution
wurde von den Führern acht arabischer Staaten verabschiedet und bestimmt deren Politik gegenüber Israel bis zum Jom-Kippur-Krieg. Die wesentlichen Punkte der Resolution sind die "3 Neins":

  • Kein Frieden mit Israel

  • Keine Anerkennung des Staates Israel

  • Keine Verhandlungen mit Israel

Vermehrte Anschläge der PLO
Es kommt zur Entführung westlicher Flugzeuge und der Ermordung der jüdischen Passagiere. 1972 werden 11 israelische Sportler bei den olympischen Spielen ermordet.

1973 Jom-Kippur-Krieg
Am höchsten jüdischen Feiertag erfolgt ein Überraschungsangriff auf Israel durch Ägypten und Syrien. Israel gelingt es die Truppen zurückzuschlagen. Der Krieg wird auf Druck der USA beendet, dies führt jedoch zu einer Ölkrise durch ein Ölembargo der arabischen Staaten gegen Israel-freundliche Staaten. Dies bringt Ägypten erheblichen Verhandlungsspielraum.

Camp-David Friedensabkommen
Fünf Jahre nach diesen Geschehnissen wird ein Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten geschlossen. Gewaltverzicht, Abzug Israels aus Sinai, daher erstmals normale Beziehungen zwischen den Staaten und die Anerkennung Israels durch Ägypten sind die Inhalte des Abkommens. Peace Now wird durch israelische Offiziere gegründet, die Ägypten zu weiteren Friedensbemühungen drängen. Ostjerusalem und die Golanhöhen sind laut Israel annektiert, was aber völkerrechtlich größtenteils nicht anerkannt ist.
Friedensbemühungen mit Syrien sind schwierig, da sich das Land als palästinensisches Sprachrohr sieht, jedoch palästinensischen Flüchtlingen die Staatsbürgerschaft verweigert. Der Oslo Prozess sah den Abzug Israels aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen und eine palästinensische Selbstverwaltung vor. Strittige Punkte wurden dabei vertagt, daraufhin geriet das Vorhaben ins Stocken und scheiterte schließlich 2000.

Ab 2003
Islamistische Organisationen wie die Hamas finden regen Zulauf. Sie treten für ein weniger gemäßigtes Auftreten ein und schlagen Terror gegen israelische Zivileinrichtungen. Die Errichtung von Sperranlagen wird begonnen, die teils aus elektronisch gesicherten Zäunen und teils aus einer bis zu acht Meter hohen Betonmauer bestehen. Sie verlaufen zu dreiviertel östlich der Green Line von 1948 in palästinensischem Gebiet und gliedern den Großteil der jüdischen Siedlungen an das Kernland an. Palästinensische Dörfer werden teilweise von drei Seiten von der Mauer umschlossen und so die Bauern von ihren Feldern abgetrennt. Offiziell wurden die Anlagen zum Schutz vor palästinensischen Terrorangriffen errichtet, aber es besteht die Befürchtung, dass Israel so sein Kernland ausweiten und die Palästinenser wirtschaftlich schwächen will. Dadurch wird eine palästinensische Staatsgründung erschwert. Es gibt über 500 Straßensperren. 2005 erfolgt die Absiedelung aller 21 jüdischen Siedlungen im Gazastreifen und vier weiterer Siedlungen im Westjordanland. Gleichzeitig wird der Siedlungsbau im Westjordanland fortgeführt.Hauptstreitpunkte:

Grenzverlauf Israels: die palästinensischen Gebiete sind im Vergleich zum UN-Teilungsplan aufgrund des Palästinakriegs stark reduziert. Staatsform und Staatsgebiet sind sowohl unter Palästinensern als auch unter Israelis umstritten.

Rückkehrrecht der Flüchtlinge: laut palästinensischen Angaben: 8,6 Mio. Israel verweist auf freiwillige Auswanderung und vertriebene Juden aus arabischen Ländern. Israel als Staat wäre mit einem Rückkehrrecht aufgelöst, weil es dann eine arabische Mehrheit in Israel gäbe.

Jüdische Siedlungen: auf seit 1967 besetzten Gebieten, gemeinhin als völkerrechtlich illegal angesehen. Teilweise wurde palästinensisches Land enteignet. Die Auflösung der Siedlungen in Gaza führte nicht zum Fortschritt im Friedensprozess, sondern zum Erstarken der Hamas und der Hisbollah. Der Begriff Okkupation ist laut Israel völkerrechtlich nicht anwendbar, da das Westjordanland nicht zu einem anderen Staat gehört. Palästina ist nicht als Staat anerkannt. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag geht hingegen davon aus, dass die Gebiete, die vor 1967 jordanisch verwaltet waren, von Israel okkupiertes Land ist, da es sich um völkerrechtlich nicht gültig annektiertes Land handelt. Dies gilt für die Golanhöhen und das Westjordanland. Die Sperranlagen werden daher auch größtenteils als illegal betrachtet, weil sie im Verlauf zu 80 % von der Green Line von 1967 abweichen.

Trinkwasserknappheit führte zur Jordan-Frage, Syrien wollte die Jordanquellen umleiten, was unter anderem Auslöser des Sechstagekrieges war.

Jerusalem wird von beiden Seiten als Hauptstadt beansprucht. Ostjerusalem ist palästinensisch dominiert, Westjerusalem israelisch.

Zu den israelisch besetzten Gebieten zählen alle, die außerhalb der offiziellen Staatsgrenzen von 1967 liegen: Westjordanland, Ostjerusalem und die Golanhöhen. Der Gazastreifen wurde 2005 unter Sharon von Siedlungen und Militärstützpunkten geräumt, die Grenzen sind aber weiter unter israelischer Kontrolle.

Es sind bereits 84% der besetzten Gebiete geräumt, die sich großteils auf der Sinai-Halbinsel befanden. Das Gebiet ist hauptsächlich Wüste und wurde an Ägypten zurückgegeben. Die Forderung nach einem eigenen palästinensischen Staat wurde von Ägypten (Gaza) und Jordanien (Westjordanland) aufgegeben.

Die heutigen palästinensische Autonomiegebiete beinhalten palästinensische Ballungsräume, bilden jedoch keine zusammenhängende Fläche, sondern Enklaven zwischen israelischen Gebieten. Eine Unabhängigkeitserklärung und definitive Außengrenzen sind daher schwierig zu erreichen. Allerdings ist die Autonomie dieser Gebiete stark eingeschränkt durch die israelischen Sicherheitsmaßnahmen.

Unklar ist auch was mit den Flächen zwischen den Waffenstillstandslinien von 1948 und 1967 geschehen soll. Sie sind flächenmäßig unbedeutend, aber strategisch wichtig und müssten geteilt werden. Zum offiziellen Staatsgebiet gehören auch jene Gebiete des israelischen Kernlands, die über die Grenzen des Teilungsplans hinausgehen. Das ist größtenteils völkerrechtlich anerkannt, außer von den meisten arabischen Staaten. Die Hamas fordert zB im Zuge der Befreiung Palästinas auch das israelische Kernland ein.

De facto aufgegebene besetzte Gebiete:

  • Sinai gehört seit 1982 wieder zu Ägypten,

  • südlicher Libanon: seit 2000 laut UN geräumt (Libanon beansprucht weiter besetzte Gebiete in den Golanhöhen für sich)

  • Gazastreifen: seit 2005 militärisch geräumt, Siedlungen zwangsgeräumt

Mittwoch, 2. Dezember 2009

retail areas


In den letzten Jahren konnte man im oberösterreichischen Zentralraum eine seltsame Entwicklung beobachten. Außerhalb der Städte bzw. auf den freien Flächen zwischen Städten und Landgemeinden, wurden zahlreiche Einkaufszentren errichtet

Obwohl die, für die Genehmigung solcher Bauvorhaben, zuständige Behörde wusste, dass diese Zusammenfassung von verschiedenen Branchen an einem Standort, die Geschäftsleute in den Innenstädten bedrohen könnte, wurde das Risiko bewusst in Kauf genommen.

Manche Einkaufszentren fuhren von Anfang an satte Gewinne ein und entwickelten sich zu kleinen Städten. Andere kämpfen bis heute mit einer zu geringen Auslastung und stehen schon wieder knapp vor dem Kollaps.

In den betroffenen angrenzenden Städten und Gemeinden, wurde bzw. wird mittlerweile auf die bedrohliche Konkurenz reagiert. Stadtmarketing – Abteilungen wurden eingerichtet um die Kaufkraft wieder zurück in die Innenstädte zu ziehen und ein Abwandern der Kaufleute zu verhindern.


In diesem Semester werden wir dieses Phänomen näher betrachten, durchleuchten und versuchen, die möglichen Gründe aufzulisten, warum gerade Einkaufszentren im Moment so boomen. Haben die Innenstädte wirklich bereits verloren oder bleibt noch Zeit ein Aussterben zu verhindern? Welche Strategien verfolgen Städte und Zentrumsbetreiber und welche Faktoren beeinflussen vor allem die Entstehung solcher Strukturen? Wie reagieren angrenzende Bebauungsstrukturen auf solche Großprojekte und wie geht man seitens der Stadt mit leerstehenden Flächen um?

Dienstag, 1. Dezember 2009

Sonntag, 29. November 2009

the real estate factors - Übersichtskarten


Grundstückspreise Tirol
Interessant ist, dass sich die Grundstückspreise (Farbflächen stellen Höchstpreise dar) der Gemeinden, welche in nächster Nähe zu Innsbruck sind an jene von Innsbruck annähern (besonders stark erkennt man dies an Lans, Aldrans und Absam).



Auch die Gemeinden um Kitzbühel nähern sich den Grundstückspreisen ihres prominenten Nachbars an. (vgl. Kirchberg, Ellmau, Going am Wilden Kaiser)


Im Gegensatz zu diesen recht hohen Preisen besitzt der gesamte Bezirk Reutte sehr niedrige Grundstückspreise. Selbst das bekanntere Ehrwald weißt nur niedrige Preise auf.





Brutto-Lohneinkommen (2001, Karten von Tirol Atlas)

Die Karte verdeutlicht, dass das Lohneinkommen, der ansässigen Bevölkerung nicht unbedingt für die erhöhten Grundstückspreise verantwortlich sein muss. (vgl. Kitzbühel)

the real estate factors - Faktoren

Grobe Gliederung einiger Faktoren, von denen wir glauben, dass diese den Grundstückspreis beeinflussen:

Statische Faktoren (o. sehr sich sehr langsam ändernde Eigenschaften)
  • Entfernung zu Ballungszentren
  • Widmungen o. besiedelbare Fläche (Baugrund, Landwirtschaft,…)
  • topographische Einschränkungen (Gebirge, Seen, Flüsse, Wälder, Landwirtschaft)
  • Gemeindefläche (Gesamtfläche einer Gemeinde)

Dynamische Faktoren
  • wirtschaftspolitische Entscheidungen (d. Versuch der Aufwertung einer Gemeinde/Region durch politische Entscheidungen)
  • Marktmechanismen (z.B.: Angebot u. Nachfrage)
  • Einkommensniveau
  • Verkehrsaufkommen
  • Pendlerstatistik o. d. Wille zum Pendeln
  • Population
  • Einwohnerdichte
  • Tourismus (Nächtigungen, Tourismus als Wirtschaftszweig)
  • Freizeitangebot (Sport, Kultur, Unterhaltung, Gastronomie, Massenveranstaltungen)
  • Industrie- u. Betriebsansiedelung
  • Beschäftigung u. Arbeitslosigkeit
  • soziale Infrastruktur (Bildung, Schulen)
  • Bauwachstum (Schwarzpläne)

the real estate factors - abstract

Wir gehen davon aus, dass den Grundstückspreisen Marktmechanismen zugrunde liegen, welche durch Angebot u. Nachfrage definiert werden. Es soll erforscht werden, welche Mechanismen oder Parameter den Marktwert eines Grundstückes oder einer Gemeinde erhöhen und welche diesen mindern. An Fallbeispielen soll geklärt werden, ob die Preisentwicklung steuerbar ist und festgestellt werden, ob daraus Entwicklungsszenarios erstellt werden können, durch diese Orte gezielt aufgewertet werden können.

Mittwoch, 18. November 2009

Ist das Werbeverbot das neue Raucherverbot?

Tokio Shinjuku

Kann man sich den Times Square oder den Strip von Las Vegas ohne bunte Hinweistafeln vorstellen?
Anzeigen, Plakate und blinkende Lichter sind in die Ökologie vieler Städte nicht nur eingebettet, sondern prägen oft mit ihre Identität die Umgebung. Auch wenn man argumentiert, dass eine Werbefreie Stadt angenehmer wäre, müssen wir zugeben, dass ein Anzeigenspektakel, die bunte Collage einer Medienfassade an bestimmten Hot Spots von den Menschen sogar erwartet wird.

Mit dem Gesetz gegen die „Visuelle Umweltverschmutzung“ verwirklichte Sao Paulo ein stadtweites Verbot von Werbetafeln. Dieser Trend wird auch von anderen Städten wie Paris oder Moskau trotz finanzieller Verluste durch den Verzicht auf Abgaben, aufgenommen und versucht in einer neuen Gesetzgebung zu verankern.

Delete!

Im Juni 2005, noch vor der Einführung des „Clean City-Gesetz“ in Sao Paolo, beschäftigten sich auch die beiden Künstler Christoph Steinbrener und Rainer Dempf mit der Thematik der Werbe-Omnipräsenz im urbanen Stadtgefüge auseinander.
Unter dem Motto „DELETE! Die Entschriftung des öffentlichen Raums“ realisierten die beiden Künstler in der Wiener Neubaugasse eine Installation, die vorhersah dass alle Werbeplakate, Firmenlogos, Schaufensteraufschriften sowie auch Hinweistafeln (ausgenommen jene, die für die Verkehrssicherheit notwendig sind entlang der Straße mit einer gelben Folie überklebt werden sollten.


Die Frage ist nur, ob die Wahl der Farbe geeignet ist, oder eine „Nicht-Farbe“ also „Weiß“ die Aussage des „Löschens“ nicht besser getroffen hätte. Sicher ist, dass durch das grelle Gelb die Aufmerksamkeit der Passanten auf eine mit Werbung überfüllte Architektur gelenkt wird, die vielleicht nie zuvor wahrgenommen wurde.

Skulpturaler Aspekt
Durch diese monochrome „Verhüllung bzw. Tapezierung“ der Werbeplakate wird vielleicht auch erstmals die Geometrie der Körper wahrgenommen und implizit auch der skulpturale Aspekt die solche Werbung annimmt.

„Je nach […] Blickwinkel des Betrachters ergeben sich unterschiedliche Landschaften aus hintereinander und übereinander gruppierten Formen, die sich als dreidimensionale abstrakte Malerei in die Architekturen und Fassadengestaltungen mischt.“
Zitat aus: (Steinbrener & Dempf, steinbrener-dempf, 2005)
Das Stadtgefüge wird somit zu einer dreidimensionalen Malerei.

Orientierungslosigkeit
Ein weiterer interessanter Aspekt ist der, der Orientierungslosigkeit. Auch wenn sich dieses Phänomen vielleicht im Unterbewusstsein der Bevölkerung abspielt, so prägen nicht nur Hinweistafeln aber auch Werbetafeln unser Orientierungs-Sinn. „Die Abwesenheit der Signalträger provoziert zunächst Orientierungslosigkeit“, da unsere Referenzpunkte in der Stadt verschwunden sind.



Diskursiver Aspekt
Zudem kommt auch der diskursive Aspekt, was ja auch Ziel der Installation war im Spiel: Die Passaten werden zur Reflektion über die Wichtigkeit der Werbung im öffentlichen Raum angeregt.
„[…]die Entschriftung lädt die Passanten ein, über die Elemente ihrer eigenen Stadtkartografie zu reflektieren, sie lässt die Rhetorik der ursprünglichen Architekturen wieder hervortreten, sie verweist auf die Produktionsmechanismen einer Ökonomie der Aufmerksamkeit […]“
Zitat aus: (Steinbrener & Dempf, steinbrener-dempf, 2005)
Durch die Installation von Steinbrener & Dempf entsteht eine ganz neue Art der Raumwahrnehmung und ein ganz neues Bewusstsein über die Beziehung zwischen Werbung und Architektur, die uns ein weites Spektrum an Fragen offenbart:

„Inwiefern prägen Werbeflächen und Signaltechniken das ästhetische Bild der Stadt, in welchem Maß beeinflussen sie das Lebensgefühl der BewohnerInnen? Könnte es sein, dass das „weiße Rauschen stillgelegter Medien" einen noch tiefer gehenden Schrecken befördert, nämlich jenen „der Angst vor dem Ort ohne Schrift und Zugehörigkeit und vor dem Körper ohne Zeichen und Funktion".
Zitat aus: (Steinbrener, Dempf, & Hofstätter, Steinbrener/Dempf, 2005)

Es ist schwer diesen Fragen konkrete Antworten über die Ausmaße des Einflusses von Werbeflächen auf unseren Alltag zu geben. Tatsache ist, dass diese mittlerweile Omnipräsent sind und uns direkt sowie auch indirekt prägen sowie auch beeinflussen. Je nachdem von welcher Stadt oder welchem Kulturkreis man redet ist die Wirksamkeit bzw. Wichtigkeit dieses Mediums unterschiedlich stark (man denke z.B. an Times Square ohne Werbung!) aber gleichsam anwesend.

Wie wichtig Werbung in unserem Alltag geworden ist, und welche Macht dieses Phänomen ausübt zeigt sich Beispielsweise auch in folgender Aussage:

„Für einen Zeitraum von 2 Wochen VERZICHTEN die Unternehmer auf ihre Identität und werden Teil einer großen Installation!“

Zitat aus: (Steinbrener, Dempf, & Hofstätter, Steinbrener/Dempf, 2005)
Quelle:

Guerrilla Branding

Ist das illegale "City Branding" der Pixação in Sao Paolo Vandalismus oder der sichtbare Abdruck einer Subkultur?

video aus: http://www.youtube.com/watch?v=8-lDyq6pw0E&feature=fvsr


selfrepresantation or narcisism?
Sicher ist, das die Pixadores ein einzigartiges Phänomen sind. Aber der Trend sich auf Hauswänden selbst zu repräsentieren mittels "Logos" bzw. "Griff" (Marken-Schriftzeichen) wird immer Populärer.

Facebook, MySpace, SecondLife, etc. sind wie Ghosttowns bzw. virtuelle Welten in denen wir uns repräsentieren wollen oder gar eine neue Identität verschaffen, faken und simulieren...

In diesen virtuellen Plattformen findet sich immer öfter der beliebte Zeitvertreib, die omnipräsente Markenwirtschaft zu emulieren. Aus unseren Namen werden Nicknames, bzw. "Brandings".

Dienstag, 17. November 2009

Nagasaki



Auffallend ist seine mehr nach Grammatik, Syntax und auf Regeln basierende Bebauung mit geringem Anteil an mastergeplanten Bereichen. Wir wollen diese Prinzipien analysieren und Ursachen erforschen. Intersannt erscheint uns, seine übermäßig kleinteilige organisch organisierte Einfamilienhaus- Struktur, welche lediglich durch infrastrukturellen Superblocks und verdichtete Bereiche aufgrund ökonomischer Ursachen überlagert wird. Wir wollen die sozialen und kulturellen Hintergründe hinterfragen, die sich offensichtlich in der gebauten Realität manifestieren bzw. als weiteres Thema die Ablesbarkeit dieser organischen städtebaulichen Organisation im Bezug auf Orientierbarkeit analysieren.