Mittwoch, 18. November 2009

Delete!

Im Juni 2005, noch vor der Einführung des „Clean City-Gesetz“ in Sao Paolo, beschäftigten sich auch die beiden Künstler Christoph Steinbrener und Rainer Dempf mit der Thematik der Werbe-Omnipräsenz im urbanen Stadtgefüge auseinander.
Unter dem Motto „DELETE! Die Entschriftung des öffentlichen Raums“ realisierten die beiden Künstler in der Wiener Neubaugasse eine Installation, die vorhersah dass alle Werbeplakate, Firmenlogos, Schaufensteraufschriften sowie auch Hinweistafeln (ausgenommen jene, die für die Verkehrssicherheit notwendig sind entlang der Straße mit einer gelben Folie überklebt werden sollten.


Die Frage ist nur, ob die Wahl der Farbe geeignet ist, oder eine „Nicht-Farbe“ also „Weiß“ die Aussage des „Löschens“ nicht besser getroffen hätte. Sicher ist, dass durch das grelle Gelb die Aufmerksamkeit der Passanten auf eine mit Werbung überfüllte Architektur gelenkt wird, die vielleicht nie zuvor wahrgenommen wurde.

Skulpturaler Aspekt
Durch diese monochrome „Verhüllung bzw. Tapezierung“ der Werbeplakate wird vielleicht auch erstmals die Geometrie der Körper wahrgenommen und implizit auch der skulpturale Aspekt die solche Werbung annimmt.

„Je nach […] Blickwinkel des Betrachters ergeben sich unterschiedliche Landschaften aus hintereinander und übereinander gruppierten Formen, die sich als dreidimensionale abstrakte Malerei in die Architekturen und Fassadengestaltungen mischt.“
Zitat aus: (Steinbrener & Dempf, steinbrener-dempf, 2005)
Das Stadtgefüge wird somit zu einer dreidimensionalen Malerei.

Orientierungslosigkeit
Ein weiterer interessanter Aspekt ist der, der Orientierungslosigkeit. Auch wenn sich dieses Phänomen vielleicht im Unterbewusstsein der Bevölkerung abspielt, so prägen nicht nur Hinweistafeln aber auch Werbetafeln unser Orientierungs-Sinn. „Die Abwesenheit der Signalträger provoziert zunächst Orientierungslosigkeit“, da unsere Referenzpunkte in der Stadt verschwunden sind.



Diskursiver Aspekt
Zudem kommt auch der diskursive Aspekt, was ja auch Ziel der Installation war im Spiel: Die Passaten werden zur Reflektion über die Wichtigkeit der Werbung im öffentlichen Raum angeregt.
„[…]die Entschriftung lädt die Passanten ein, über die Elemente ihrer eigenen Stadtkartografie zu reflektieren, sie lässt die Rhetorik der ursprünglichen Architekturen wieder hervortreten, sie verweist auf die Produktionsmechanismen einer Ökonomie der Aufmerksamkeit […]“
Zitat aus: (Steinbrener & Dempf, steinbrener-dempf, 2005)
Durch die Installation von Steinbrener & Dempf entsteht eine ganz neue Art der Raumwahrnehmung und ein ganz neues Bewusstsein über die Beziehung zwischen Werbung und Architektur, die uns ein weites Spektrum an Fragen offenbart:

„Inwiefern prägen Werbeflächen und Signaltechniken das ästhetische Bild der Stadt, in welchem Maß beeinflussen sie das Lebensgefühl der BewohnerInnen? Könnte es sein, dass das „weiße Rauschen stillgelegter Medien" einen noch tiefer gehenden Schrecken befördert, nämlich jenen „der Angst vor dem Ort ohne Schrift und Zugehörigkeit und vor dem Körper ohne Zeichen und Funktion".
Zitat aus: (Steinbrener, Dempf, & Hofstätter, Steinbrener/Dempf, 2005)

Es ist schwer diesen Fragen konkrete Antworten über die Ausmaße des Einflusses von Werbeflächen auf unseren Alltag zu geben. Tatsache ist, dass diese mittlerweile Omnipräsent sind und uns direkt sowie auch indirekt prägen sowie auch beeinflussen. Je nachdem von welcher Stadt oder welchem Kulturkreis man redet ist die Wirksamkeit bzw. Wichtigkeit dieses Mediums unterschiedlich stark (man denke z.B. an Times Square ohne Werbung!) aber gleichsam anwesend.

Wie wichtig Werbung in unserem Alltag geworden ist, und welche Macht dieses Phänomen ausübt zeigt sich Beispielsweise auch in folgender Aussage:

„Für einen Zeitraum von 2 Wochen VERZICHTEN die Unternehmer auf ihre Identität und werden Teil einer großen Installation!“

Zitat aus: (Steinbrener, Dempf, & Hofstätter, Steinbrener/Dempf, 2005)
Quelle:

1 Kommentar:

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